Bernsteinstrasse

Eine Reise in das Land des Bernsteins – Die Bernsteinstraße

Letztens bin ich übers Wochenende an die Ostsee gefahren und bin nun ganz begierig, Ihnen etwas über die Steine, die dort zu finden sind, zu erzählen. Vor Ort hatte ich mich sofort am weißen Sandstrand auf die Suche gemacht. Ich war wirklich überwältigt vom Bernstein, der dort zu finden ist und auch als „Gold des Nordens“ oder „Rotes Gold“ bekannt ist. Die Germanen nannten den Bernstein früher auch „Tränen der Götter“.

Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, was die Beschreibung und Chemismus dieses organischen Steins betrifft. Alle notwendigen Informationen über den Stein, der sehr oft als Schmuck getragen wird, finden Sie hier:

https://www.juwelo.de/edelsteinlexikon/bernstein/

Vielmehr haben mich meine ersten Recherchen über Bernstein in die Antike geführt. Meine Ermittlungen führten mich zunächst in der Antike und damit in die kurvenreiche Bernsteinstraße.

Die Bernsteinstraße oder Wege des „Elektron“

Elektron war der Name, den die Griechen dem Bernstein gaben. Wegen seiner Eigenschaft, sich statisch aufladen zu können, entwickelte sich in Anlehnung an „Elektron“ (also Bernstein) später sogar das Wort „Elektrizität“. Thales von Milet hatte dieses ungewöhnliche Phänomen bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Lange wurden dem Bernstein daher magische Heilkräfte zugeschrieben, wie vielen anderen Steinen zu dieser Zeit auch. Und nicht nur zu dieser Zeit, auch der deutsche Philosoph Immanuel Kant trug ein wertvolles Stück, in das ein Insekt eingeschlossen war, mit sich. Glaubte der Philosoph tatsächlich heimlich an die Magie dieses Steins oder behielt er ihn nur wegen seines Wertes?

„Oh, wenn Du reden könntest, kleine Fliege, wie anders würde es um unsere Kenntnis der Vergangenheit stehen!

Kant (1724-1804)

Die Handelswege des Bernsteins, die auch als Bernsteinstraßen berühmt sind, gab es schon in der Antike. Bereits aus der Zeit 1600 v.Chr. gibt es Belege aus dem Mittelmeerraum für Baltischen Bernstein. Auch im Grab des Tutanchamun wurden Bernstein-Stücke gefunden. Es muss also Verbindungs- oder Handelswege von der Ostsee bis zum Mittelmeerraum und darüber hinaus gegeben haben. Diese Funde sind Beweis dafür.

Der erste wirkliche Beleg für die Präsenz des Baltischen Bernsteins stammt von Phyteas von Massalia (Marseille), dem griechischen Händler, Geograph und Entdecker, obwohl viele archäologische Ausgrabungen die Verwendung und den Handel mit Bernstein bei den Germanen schon lange vor den Reisen des Phyteas enthüllt haben. Er beschrieb aber als Erster Bernstein als fossiles Baumharz. Phyteas machte eine Expedition auf dem Seeweg zu den Inseln des nördlichen Europa um 340 v. Chr. Der große Reisende und Gelehrte gab an, diesen Bernstein auf Inseln gefunden zu haben, die er Abalon nannte. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Friesischen Inseln.

Sicher ist zumindest, dass der Handel mit Bernstein auch über die Wasserstraßen in Nordeuropa abgewickelt wurde. Plinius der Ältere (23-79 v. Chr.) erwähnte in seinen Schriften als Erstes die „Bernsteinstraßen“. Diese Handelswege oder auch Wasserstraßen bis in den Süden Europas waren unter anderem also auch Flüsse wie Rhein, Donau, Weichsel, Oder etc. Der Bernstein fand seinen Weg über Pommern und Polen, durch die „Mährische Pforte“ und über die Alpen. Das heutige Österreich und Slowenien wurden durchquert (Noricum) um irgendwann die Adria zu erreichen. Von dort verteilte sich der Bernstein weiter im mediterranen Raum. Generell können verschiedene Routen unterschieden werden.

Dank jüngster archäologischer Ausgrabungen haben Forscher die Handelbeziehungen zwischen bronzezeitlichen Volksstämmen und Griechenland belegen können: Der im bayerischen Bernsdorf gefundene Bernstein sowie ägyptisches Gold legen dies zumindest nahe. Beides wird in der archäologischen Staatssammlung München aufbewahrt. Diese Entdeckung bestätigt den Austausch von Baltischem Bernstein mit dem Mittelmeer und machte die kleine Stadt zu einem Punkt auf der langen Straße, die Europa über Tausende von Meilen seit Hunderten von Jahren durchquert hat.

Aber die geheimnisvolle Geschichte des Bernsteins endet nicht in der Antike, im nächsten Artikel werde ich einige Geheimnisse des „Bernsteinzimmer“ lüften!